20.000 km mit der großen Liebe….
Ja wie das manchmal im Leben so ist…. man sieht seine Traumfrau zum ersten mal und ist hin und weg…… man kommt zusammen, eine Liebe entsteht - hoffentlich für die Ewigkeit. Es gibt auch mal Tage und Phasen die schwierig sind, aber wer ist schon perfekt?! Es bleiben dennoch das tolle Gefühl und atemberaubende Momente in Erinnerung….
Was anfängt wie eine Schnulze im ZDF Sonntags-Abendprogramm beschriebt eigentlich auch mein Verhältnis zur R18 - ein Zwischenfazit nach 20.000 km:
Noch vor dem offiziellen Verkaufsstart sah ich sie zum ersten Mal live im BMW Motorrad Showroom - noch unter einer Decke verhüllt, die für mich einen Tag vor der offiziellen Präsentation freundlicherweise kurz gelüftet wurde - was ein Ding - ich war umgehend hin und weg!
Ein Kraftrad, das ich unbedingt haben musste mit der festen Meinung, dass dieses Stück der Berliner Motorradschmiede so perfekt ist, dass es garantiert keiner Modifikationen oder Customizing Aktivitäten bedarf. Der Vertrag war zügig unterschrieben - ohne Probefahrt - es war ja die Liebe auf den ersten Blick - wissentlich das Ding kann nicht alles, ist aber sowas wie ein kunstvolles Industriedenkmal deutscher Ingenieurskunst - möglicherweise der Anfang vom Ende der letzten Baureihe seiner Art bevor auch im Zweiradbereich weitere Restriktionen bei Emissionen kommen und auch hier perspektivisch die Elektromobilität Einzug erhalten wird.
Ein paar Monate Wartezeit und dann im März 2021 war es soweit: meine R18 stand endlich vor dem Garagentor - mein Traum in schwarz und Chrom - Nostalgie und Moderne vereint in diesem Teil. Eines der „schwersten Motorräder” die es so gibt - ein Traum, den sich mein Vater immer erfüllen wollte aber ihn nie realisierte. Ich tat es - und in Erinnerung fährt der Alte immer mit und schaut mir über die Schulter und grüßt mit reichlich stolzen Blick die entgegenkommenden Biker✌️
Doch die überschwängliche Freude währte nur ein paar hundert Kilometer - die Kupplung verabschiedete sich im Odenwald - Katastrophe. Meine Mühle stand und stand in der Werkstadt, Jugend forscht - neues Modell, fehlende Werkzeuge, endlose Abstimmungen mit München…. Was damals noch keiner wusste, es war lediglich ein Defekt im Druckschlauch. Der Tausch der Stahlflexleitung brachte nach Wochen des Wartens und unzähligen anderweitiger Reparaturversuchen die unspektakuläre Lösung. Das Gute - mir wurde unbürokratisch während dieser Zeit eine Ersatz R18 zur Verfügung gestellt…. über 2.500 km genoss ich auch hiermit jede Minute. Und bei allen Kinderkrankheiten und Macken die auch eine neue Liebe immer hat - BMW hat immer anstandslos und kulant jederzeit reagiert. Ob rostanfällige Schrauben, ein leckender Kardan - ja nicht schön - aber dennoch alles gelöst. Und hier blicke ich deswegen auch total entspannt in die Zukunft…..
Was bleibt sind tausende Kilometer, die in Erinnerung bleiben - unbeschreibliche Fahrerlebnisse, eins mit der Natur und der rauen Mechanik des 1,8 Liter Boxers, der bei mir auf trockener Straße ausschließlich im Rock-Modus bewegt wird. Lediglich bei den wenigen Fahrten im Regen, die mich mehr überrascht haben als dass sie geplant waren, kam der Rain Modus zum Einsatz. Für mich immer noch ein Tanz auf Eiern….. Hier hatte ich auch meinen ersten unangenehmen Rutscher - mit bleibender Erinnerung….. so auch ein zwei male, wo mir die 350 kg im Stand fast umgekippt wären - Anfängerfehler und Unachtsamkeit - alles bei voller Konzentration vermeidbar. Aber mit zunehmender Fahrpraxis steigt ja manchmal auch der Übermut. Voller Respekt schaue ich dennoch den Werkstattleuten zu, die die R18 spielerisch an die Hand nehmen und gehend umherzirkeln - nicht meins 🙈
So bin ich froh, meine Dame immer noch kratzerfrei bei mir stehen zu haben; trotz der Laufleistung würde ich sagen, dass sie optisch fast Auslieferungszustand hat - ich pflege sie überaus intensiv mit Mitteln, die das Beauty-Chreme Budget meiner Frau vermutlich übersteigen. Aber ich habe meine Freude daran, diese Schönheit jeden Tag zu bewundern.
Dazu beitragen tut aber auch einer meiner größten Irrtümmer, die ich noch vor der Bestellung begangen hatte: die Einschätzung - Du brauchst keinen Umbau!
Klar, brauchen ist der falsche Begriff….. denn nötig ist wirklich nichts. Aber man kann - und meine Devise lautet: der Charakter der R18 soll bleiben, erst im zweiten Blick stellt man fest, dass ggü. den Werksmodellen optimiert wurde. Und so wurden es über die Zeit nicht unerhebliche Dinge, die ich angepasst habe. Manche extrem kostspielig, manche fast geschenkt, manche technischer Natur, manche reine Optik. Und am Ende bin ich noch nicht ganz, - ein spezieller Bobber Umbau ist bereits im Gange🤪
Es bleibt als Fazit: Aus meiner Sicht alles - aber auch wirklich alles richtig gemacht. Das Bestätigt sich jedes mal durch mein breites Grinsen beim zügigen Cruisen in den hügeligen Kurven auf meiner Hausstrecke im Spessart, aber auch die vielen interessierten Blicke und tollen Komplimente von Motorradfahrern und normalen Menschen im Alltag. Letzteren wird es beim Fahren wohl nie geben - jeder Moment eine innerliche Wohltat - hoffen wir mal, das mich das Ding bis ins hohe Alter tragen wird und vielleicht eines Tages an eine nächste Generation übergeht, die dann sagt….. das Ding hat er geliebt und damit seinen Traum gelebt - und insgeheim fährt er bei jeder Tour als grinsender Engel mit und schaut mir über die Schulter…..✌️