Es wurde viel diskutiert, ob die R18 bezüglich Kniewinkel und Lage des Boxermotors für große Fahrer geeignet ist.
Auch ich war diesbezüglich skeptisch. Ich selbst bin 207 cm groß bei einem KG von ca. 150 kg. Vor der Bestellung der Transcontinental saß ich auf einer Bagger. In Verbindung mit den Fußrasten war die Sitzposition für mich grenzwertig.
Die Transcontinental bietet hier deutliche Vorteile durch die Trittbretter und die leicht höhere Sitzposition von 74 cm. Der Boxer stört mich in meiner Sitzposition praktisch nicht. Die Trittbretter könnten gern nach vorn noch 4-5 cm länger sein, da ich soweit darauf die Füße noch vor schieben könnte, ohne mit dem Motor zu kollidieren, dann hängen sie allerdings etwas in der Luft und nach unten. Insgesamt empfinde ich die Sitzposition aber nicht als unangenehm. Als sehr angenehm habe ich auch den im Unterschied zur Bagger wohl breitere Sitzbank empfunden, die das Becken gut nach hinten abstützt, was andernfalls häufig bei längeren Strecken zu Rückenprpoblemen führen würde.
Ebenfalls als angenehm empfinde ich die Lenkerkröpfung und die Position der Griffe. Man hat nicht das Gefühl, einer Lenkererhöhung zu benötigen. Die Scheibe, die deutlich höher als bei der R18 B reicht, mag für normal große und leicht überdurchschnittlich große Fahrer reichen - aber ab 190 cm Körpergröße wird die Höhe sicher nicht mehr reichen, um Turbulenzen vom Helm fernzuhalten. Dabei sollten Fahrer, die gewöhnlich ohne Scheibe zu fahren gewohnt sind, dies nicht unterschätzen. Dabei handelt es sich nicht nur um den Fahrtwind, sondern um Turbulenzen durch die Verkleidung und durch die Scheibe abgelenkte Luftströmungen. Da die R18 B und die TC darüberhinaus über eine Soundanlage verfügen, ist eine effektive Abschirmung der Turbulenzen erforderlich, weil ansonsten die Akustik stark gestört und Musikgenuss praktisch unmöglich werden.
Da auf absehbare Zeit nicht mit höheren Zubehörscheiben zu rechnen ist, musste für mich eine andere Lösung her. Ich habe hier die Scheibenaufsätze bzw. Spoiler von MRA X-creen sowie MRA Vario Spoiler VSA-B getestet. Sicher stellen beide Lösungen einen Kompromiss zwischen Optik und Funktionalität dar. Der Tourenspoiler X-creen ist deutlich größer und variabler in der Verstellbarkeit, allerdings ist er optisch auch die deutlich schwerere Beeinträchtigung.
Der MRA Vario Spoiler VSA-B zeigte bei mir eine ausreichende Wirkung, die Turbulenzen vom Helm zu bekommen, so dass auch bis in höhere Geschwindigkeiten keine wesentlichen Turbulenzen auftreten. Es ist zwar nicht so effektiv, dass man bei Vmax mit offenem Visier fahren könnte wegen eines störenden Luftzugs an den Augen, aber es ist ausreichend, um noch Musik hören zu können und nicht durch die Turbulenzen taub zu werden.
Ingesamt ist der Windschutz auch für sehr große und in den Schultern breite Fahrer sehr gut. So bin ich gestern bei einer Runde von 300 km durch den Harz und teilweise Temperaturen von 7 Grad nicht erfroren (unter Zuhilfenahme der Griff- und Sitzheizung).
Auch bei der Rücktour über die Autobahn, bei der ich kurzzeitig auf Vmax beschleunigt habe (bei meiner TC übrigens 189 km/h), war Musikhören möglich, und ich war insgesamt von der geringen Geräuschentwicklung (einschließlich Motor) beeindruckt.
Wozu die Griffheizung und die Sitzheizung 5 Stufen haben, hat sich mir nicht erschlossen. Bei jeweils Stufe 3 zum Anheizen werden bereits nach kurzer Zeit Temperaturen erreicht, dass man den Eindruck hat, daß man fast gegart wird.
Auch meine Befürchtungen bzgl. der Spiegel, dass sie wie bei den meisten meiner Motorräder verlängert, bzw. verbreitert werden müssten, damit ich nicht nur meine Schultern sehe, waren unbegründet. Durch Verstellung des Spiegelarmes nach vorn war eine effektive Verbreiterung für ausreichenden Rückblick möglich.
Insgesamt ist die Transcontinental auch für große Fahrer über 2 m Körpergröße geeignet. Eine höhere Sitzbank ist nach meiner Meinung nicht erforderlich, da durch eine Erhöhung der Sitzposition wieder zunehmende Probleme mit dem Windschutz auftreten und außerdem die Integration des Fahrers in die Maschine schlechter wird, was ohnehin ein häufiges Problem für sehr große Fahrer darstellt.